Man mag über einzelne Regelungen der Rechtschreibung diskutieren oder in der Schule an den vielen Korrekturen der Lehrer verzweifeln - fest steht, dass jeder, der schriftlich jemand anderen erreichen will, diesem gegenüber in der Bringschuld steht. Beim Drängen auf eine korrekte Schreibweise geht es nicht darum, den Schreiber zu schikanieren oder eine Zweiklassengesellschaft in der Schriftwelt zu etablieren, sondern vor allem um Höflichkeit und Respekt dem Leser gegenüber. Der Schreiber arbeitet für den Leser, nicht umgekehrtDie Arbeit, die sich der Schreiber erspart, mutet er dem Leser zu. Für viele wäre es sicher einfacher, so schreiben zu dürfen, wie man spricht. Man stelle sich jedoch einmal den Buchstabensalat vor, den ein Hamburger in einem Brief eines Sachsen oder Schweizers vorfände und den Aufwand, das Geschreibsel zu entschlüsseln. Das Gesicht beim Schreiben wahrenPerfektion in Rechtschreibung, Grammatik und Stilistik ist wohl kaum zu erreichen - und darum geht es auch nicht. Anzustreben sind vielmehr eine solide stilistische Grundlage und das Vermeiden von kapitalen Fehlern, so dass die Nachricht nicht zur unfreiwilligen Komik wird. Mit den vielen modernen Hilfsmitteln, angefangen bei automatischen Rechtschreibprüfungen, digitalen Nachschlagewerken bis hin zum Internet als ständig verfügbarer Wissensquelle, sollte man meinen, dass sich der Fehlerquotient im Schriftverkehr verringert hätte. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Häufig sprengt das enorme Mitteilungsbedürfnis den zeitlichen Rahmen zur Korrektur des Geschriebenen und so finden sich in E-Mails, Blogs, Tweets, Kurznachrichten und sogar auf den Internetseiten namhafter Nachrichtenmagazine zunehmend falsche Schreibweisen und holpriger Satzbau. Doch selbst bei der Geschwindigkeit der digitalen Kommunikation gilt: Die Zeit, die sich der Schreiber beim Verfassen spart, muss der Leser aufbringen. | Orthographie |