Ein Dialekt ist ein eigenes, regionales Sprachsystem mit einer eigenen, nicht normierten Grammatik. Im süddeutschen Sprachraum, insbesondere im Schwäbischen, liegen die Wurzeln des dort als universell eingesetzten Relativpronomens "wo", das in Sätzen wie "das sind die, wo in Schwaben leben" vorkommt. In der normierten Grammatik des Deutschen bezieht sich das Pronomen "wo" auf einen Ort. In Fragesätzen wird entsprechend mit den Fragepronomen "wo", "wohin" oder "woher" nach einem Ort gefragt. In einem Relativsatz wird mit "wo" vorrangig ein im Hauptsatz benannter Ort im nachfolgenden Nebensatz näher definiert ("das Land, wo Milch und Honig fließen", "Das ist dort, wo die Menschen in Frieden und Eintracht leben."). Daneben kann das Relativpronomen "wo" auch eine Zeitangabe der Gegenwart näher definieren ("Es ist der Zeitpunkt erreicht, wo es kein Zurück mehr gibt." statt "Es ist der Zeitpunkt, an dem es kein Zurück mehr gibt."). Das funktioniert allerdings nicht bei anderen Tempora wie der einfachen Vergangenheit (falsch: "Es war der Tag, wo wir uns zum Essen trafen."; richtig: "Es war der Tag, als wir uns zum Essen trafen."). Im schwäbischen Dialekt nun wird der Geltungsbereich darüber hinaus auf die Pronomen ausgeweitet, so dass das Subjekt oder Objekt des Hauptsatzes als "wo" im Nebensatz aufgegriffen werden kann ("der Film, wo im Kino sehr erfolgreich war" oder auch "der Film, der wo im Kino sehr erfolgreich war"). Diese Konstruktion scheint deshalb so beliebt zu sein, da sie für alle Genusformen gleichermaßen verwendet werden kann, so dass das Genus des Subjekts oder Objekts nicht bekannt sein muss ("ein Film, wo im Kino sehr erfolgreich war"). Außerdem vermeidet "wo" in manchen Sätzen die Dopplung des bestimmten Artikels ("Helmut ist der, wo samstags sein Auto wäscht."). Was im Dialekt durchaus korrekt ist, ist in der Standardsprache nicht regelkonform. Dort muss es "ein Film, der im Kino sehr erfolgreich war" und "Helmut ist der, der samstags sein Auto wäscht." heißen. Verwendung von Standardsprache und DialektStandardsprachen sind im Lauf der Zeit aus regionalen Dialekten entstanden, mit dem Ziel der Allgemeinverständlichkeit und der Allgemeinverbindlichkeit. Im überregionalen Sprachverkehr haben sich bestimmte Spracheigenheiten gegenüber konkurrierenden Ausdrucksmöglichkeiten durchgesetzt, weil sie entweder von mehr Teilnehmern oder aber von den für die Sprachregelung maßgeblichen Instanzen bevorzugt wurden. Als Standardsprache wird schließlich die in Wörterbüchern und Grammatiken kodifizierte Sprache eines Sprachraums bezeichnet, auf die sich ihre Sprecher als einheitliches, allgemeingültiges Regelwerk beziehen können. Im Deutschen hat sich insbesondere in der Schriftsprache die normierte Standardsprache etabliert, doch auch im gesprochenen Deutsch ist sie der gemeinsame Nenner, wenn ein Niederbayer auf einen Hanseaten trifft. Die vielen, noch lebendigen Regionaldialekte im Deutschen bereichern die Sprachlandschaft und das nicht nur, weil sie von Hochsprachlern als volkstümlich empfunden werden. Ein Sprecher, der neben seinem Dialekt auch noch die Grammatik der Standardsprache beherrscht, und je nach Sprechsituation das Register wechseln kann, läuft im überregionalen Austausch nicht Gefahr, als einfältig oder ungebildet eingeschätzt zu werden. Ein "Erdapfel" statt einer "Kartoffel" weckt beim Zuhörer Neugierde - ein Satz, der wo grammatisch nicht korrekt ist, eher Vorurteile. | Häufige Fehler |